Hörgeräte
Was ist ein Hörgerät?
Ein Hörgerät ist ein elektronisches, Batterie betriebenes Gerät, dass Schall verstärkt und verändert, um die Kommunikation zu verbessern. Ein Hörgerät nimmt den Schall durch ein Mikrofon auf, wandelt diesen in elektrischen Strom um. Die Lautstärke wird in einem Verstärker erhöht und dieser Ton dann über einen kleinen Lautsprecher im Gehörgang oder Mittelohr wieder abgegeben.
Hörbehinderung ist eine Volkskrankheit, die von einer leichten Schwerhörigkeit bis zu einer vollständigen Ertaubung führen kann. Wie bereits im Beitrag „Schwerhörigkeit“ beschrieben gibt es unterschiedlicher Arten der Hörminderung, die in Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungs-schwerhörigkeit unterschieden werden. Es gibt auch eine Mischung aus beidem, die sogenannte kombinierte Schwerhörigkeit. Egal welche Ursache vorliegt, leiden die meisten Patienten dann unter:
· Kommunikationsproblemen insbesondere bei Vorhandensein von Hintergrundgeräuschen
· Pfeifendes, brummendes oder klingelndes Ohrgeräusch (Tinnitus)
· Verständnisprobleme bei Radio und Fernsehen in Zimmerlautstärke
· Ermüdung und Stress durch angestrengtes Zuhören
· Schwindel und Gleichgewichtsprobleme
Wie können Hörgeräte bei Schwerhörigkeit helfen?
Je nach Ausprägung der Hörminderung, die in einem Hörtest bestimmt werden sollte, zeigt sich ob und welches Hörgerät Ihnen helfen kann. Hörgeräte helfen insbesondere bei der Gesprächskommunikation. Nach Feststellung der Hörschwelle wird Ihnen eine Verordnung ausgestellt, mit der Sie bei einem Hörgeräteakustiker verschiedene Geräte ausprobieren können.
Gibt es unterschiedliche Hörgeräte?
Je nach Ursache der Schwerhörigkeit kommen unterschiedliche Hörgeräte zum Einsatz. In den meisten Fällen liegt eine Schallempfindungsschwerhörigkeit vor, diese auch als Altersschwerhörigkeit bezeichnete Hörminderung hat ihre Ursache in einem langsamen Untergang von Hörnervenzellen. Hier helfen in der Regel sogenannte konventionelle Hörgeräte. Diese klassischen Hörgeräte bestehen aus den o.g. Komponenten und werden in den Gehörgang eingeführt. Je benötigter Verstärkerleistung nehmen Sie an Größe zu und reichen von kleinen nicht sichtbaren IdO-Geräten im Gehörgang (kleinste Form „Kontaktlinse für das Ohr“ verschwindet im Gehörgang) bis zu größeren HdO-Geräten, die hinter dem Ohr getragen werden. Diese unterscheiden sich wiederum in Ihrem Anpassstück in offene und geschlossene Versorgung. Bei der geschlossenen Versorgung wird ein maßgeschneiderter „Ohrstecker“ nach einem Abdruck angefertigt. Dadurch kann der Gehörgang komplett verschlossen und somit eine höhere Leistung erzielt werden. Nachteile dieser geschlossenen Versorgung können Gehörgangsentzündungen und vermehrter Ohrenschmalz sein. In solchen Fällen dient die sogenannte offene Versorgung dazu, die natürlichen Reinigungsmechanismen des Gehörgangs zu erhalten, da hier nur ein Silikon-Schirmchen in den Gehörgang eingeführt wird. Nachteile der konventionellen Hörgeräte:
· Vermehrte Ohrenschmalzproduktion, ggf. Entzündungen des Gehörgangs
· Nahe Lagebeziehung von Mikrofon und Lautsprecher, daher Möglichkeit der Rückkopplung (Pfeifen)
· Es dürfen in der Regel keine Voroperationen am Ohr erfolgt sein
Was tue ich, wenn ich keine konventionellen Hörgeräte tragen kann?
Reicht die Verstärkerleistung der konventionellen Hörgeräte für Ihre Hörminderung nicht mehr aus? Haben Sie wiederholt Probleme mit Gehörgangsentzündungen aufgrund von Ohrenschmalz? Arbeiten Sie vielleicht in einer feuchten oder staubigen Umgebung oder haben Sie bereits eine Ohroperation hinter sich und leiden an einer kombinierten Schwerhörigkeit? In solchen Fällen bedient man sich moderner teilimplantierbarer Systeme. Die einfachste Version ist ein sogenanntes Knochenleitungshörgerät mit einem Knochenanker. Hierbei wird eine Schraube in den Knochen hinter dem Ohr geschraubt über die die Vibrationen des Knochenleitungshörgerätes auf das Innenohr übertragen werden. Andere Systeme wie das Bonebridge ©Medel haben keine transkutanen Komponenten, dadurch kommt es zu weniger Wundheilungsstörungen. Der Vorteil liegt in beiden Fällen darin, dass die Gehörknöchelchen umgangen werden. Ein weiteres teilimplantierbares aktives System ist das Vibrant-Soundbridge ©Medel. Hierbei wird ein kleiner vibrierender Lautsprecher an die Gehörknöchelchen-Kette angedockt. Alle diese Systeme haben weiterhin eine Außenkomponente, die magnetisch hinter dem Ohr im Haar sitzt. Sie haben dadurch zusätzlich exzellente ästhetische Eigenschaften.
Nützt ein Hörgerät auch bei kompletter Ertaubung?
Nein. In solchen Fällen muss ein Cochlea-Implantat eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich nicht um ein Hörgerät im klassischen Sinne. Da es bei kompletter Ertaubung zu einem Untergang der Hörsinneszellen gekommen ist, nützt auch keine Schallverstärkung. In solchen Fällen werden die Hörzellen umgangen. Dies funktioniert über einen kleinen Draht der in die Hörschnecke eingeführt wird und elektrische Impulse direkt auf den Hörnerven überträgt. In so einem Fall ist das Hören jedoch nicht wie gewohnt, sondern zunächst fremdartig. Es ist daher von großer Wichtigkeit im Rahmen einer anschließenden Rehabilitation den Umgang mit diesem Gerät zu erlernen. Sind alle Voraussetzungen gut und die Rehabilitation erfolgreich, ist es dann aber wieder möglich mit dem ertaubten Ohr zu telefonieren. Auch das für den Straßenverkehr wichtige Richtungshören kann man so bei einseitiger Ertaubung wieder erlernen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es heutzutage keinen Grad und keine Art der Hörminderung gibt, die nicht vollends durch technische Mittel ausgeglichen werden kann. Einzig die Vielzahl unterschiedlicher Systeme stellt mitunter ein Problem dar. Welches Gerät ist das richtige für mich? Hier benötigen Sie kompetente und zeitgemäße Beratung. Gerne vereinbaren wir einen Termin zu einer Untersuchung und einem Beratungsgespräch.